ADHS – Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom

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Die Abkürzung ADHS steht für ‚Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung‘. Es handelt sich um eine psychische Störung, die hauptsächlich in der Kindheit auftritt. Sie bleibt bei mehr als der Hälfte aller betroffenen Menschen das ganze Leben über bestehen. Zu den wichtigsten Merkmalen der Krankheit gehören Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und erhöhte Impulsivität. ADHS kann sich auf die Leistungen in der Schule und im Beruf sowie auf das soziale Leben auswirken.

Mögliche Ursachen und Faktoren

ADHS bei Kindern
ADHS (für: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) zählt zur Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend. Foto: gwolters/Bigstock

Das Auftreten von ADHS kann von psychosozialen und biologischen Ursachen sowie von neurobiologischen Risikofaktoren begünstigt werden. Zu den psychosozialen und pädagogischen Faktoren zählen frühkindliche Traumata, belastende Familienverhältnisse und eine Vernachlässigung in der Kindheit. Auch wird angenommen, dass Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sowie ein erniedrigtes Geburtsgewicht das Risiko einer ADHS-Erkrankung erhöhen können. Darüber hinaus zählen Infektionen, Schadstoffe und Erkrankungen des Nervensystems zu den erforschten Risikofaktoren. Risikosteigernde Schadstoffe sind Tabakrauch, Blei und PCB. Neben den psychosozialen Ursachen wird angenommen, dass ADHS durch biologische Faktoren veranlagt ist. Untersuchungen mit Familien- und Zwillingsstudien ergeben, dass ADHS mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 bis 80 Prozent vererbt wird. Forschungen zeigen auf, dass die genetische Abweichung unter den Betroffenen auf 14 bis 15 Gene zurückzuführen ist. Neben der Genetik treten weitere Risikofaktoren in der Neurobiologie auf. Forschungen haben festgestellt, dass eine Verminderung des Gehirnvolumens mit dem Auftreten von ADHS korreliert. Dies gilt insbesondere, wenn funktionelle Defizite in den Kerngebieten des Gehirns auftreten. Aktuelle Forschungen befassen sich mit Störungen der großräumigen neuronalen Netzwerke, die auf eine Unterfunktion im Gehirn zurückzuführen sind.

Häufigkeit und Verbreitung

Das Robert Koch-Institut schätzt, dass ADHS abhängig von der Altersgruppe und des Geschlechts mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,5 bis 11,3 Prozent auftreten kann. Mit der geringsten Wahrscheinlichkeit von 0,6 Prozent erkranken Mädchen im Vorschulalter, während Jungen in der späten Kindheit mit einer Häufigkeit von 11,3 Prozent betroffen sind. Generell zeigt sich ein Trend, dass das Auftreten im Vorschulalter bis zur späten Kindheit ansteigt. Dies umfasst sowohl eine vorübergehende als auch eine dauerhafte Erkrankung. Generell sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Außerdem ergaben Untersuchungen, dass die Zahl der Diagnosen in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen ist.

Symptome eines typischen Krankheitsbildes

Die Aufmerksamkeitsstörung ist das Hauptsymptom von ADHS. Der Betroffene zeichnet sich durch eine hohe Ablenkbarkeit aus, wodurch es ihm schwer fällt, sich auf Aufgaben im Schul- oder Berufsalltag zu konzentrieren. Angefangene Beschäftigungen werden frühzeitig abgebrochen, während neue Aktivitäten begonnen werden. Zu den weiteren Symptomen zählt Hyperaktivität. Betroffene leiden unter einer äußeren Unruhe. Oft fällt es ihnen schwer, still zu sitzen. Hinzu kommt eine erhöhte Impulsivität. In der Handlungsplanung überwiegen unkontrollierte Reaktionen gegenüber vorausschauendem Denken. Beispielsweise werden Fragen beantwortet, ehe die Frage gestellt wurde oder es wird mit der Umsetzung einer Aufgabe begonnen, ehe die Anleitung der Aufgabenstellung verstanden wurde. Neben den Primärsymptomen können sich weitere Sekundärsymptome entwickeln. Dazu gehört etwa eine erschwerte Identitätsentwicklung, eine gestörte Selbst- und Fremdeinschätzung sowie ein erhöhtes Stressempfinden.

Diagnose und Klassifikation

Hyperaktivität bei Kindern
Die wesentlichsten Symptome einer ADHS Erkrankung sind: Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Diese können unterschiedlich ausgeprägt sein und müssen nicht immer alle gleichzeitig auftreten. Foto: Nataliya Dorokhina/Bigstock

Abhängig von der Ausprägung können die Symptome von ADHS auf ein Krankheitsbild oder auf normale Persönlichkeitszüge hinweisen. Daher kann eine gültige ADHS-Diagnose nur von Fachärzten oder Psychologen getroffen werden. Zur Einschätzung werden Leitlinien der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) hinzugezogen. Weitere Standards werden von der WHO und der ICD (International Statistical Classification of Diseases) definiert. Generell wird zwischen drei Schweregraden unterschieden. Ein leichter Schweregrad liegt vor, wenn die Symptomatik nur zu einer geringfügigen Beeinträchtigung im schulischen oder beruflichen sowie im sozialen Umfeld führt. ADHS liegt als schwerer Krankheitsgrad vor, wenn der Patient unter allen typischen Symptomen leidet und eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität vorliegt. Von eienm mittelschweren Krankheitsbild wird gesprochen, wenn die Ausprägung der Symptome und die Beeinträchtigung der Lebensqualität zwischen dem leichten und schweren Krankheitsgrad liegt.

Auftreten möglicher Folgeerkrankungen

Eine Folgeerkrankung ist eine Begleiterscheinung, die vom eigentlichen Krankheitsbild abgegrenzt werden kann. Untersuchungen zeigen, dass psychische Begleiterkrankungen in 60 Prozent aller ADHS-Erkrankungen diagnostiziert werden können. Zu den häufigsten Folgeerkrankungen zählt die Depression, die meist erst mehrere Jahre nach Beginn der ADHS-Erkrankung auftritt. Jugendliche mit ADHS werden fünf Mal häufiger depressiv als Jugendliche ohne ADHS. Eine weitere Begleiterkrankung ist die Angststörung, unter der einer von vier Betroffenen leidet. Hinzu kommen Zwangs- und Angststörungen. Darüber hinaus haben Untersuchungen das Auftreten von Teilleistungsstörungen festgestellt. Dazu gehört die Lese-Rechtschreib-Störung, die bei fast der Hälfte aller betroffenen Patienten vorkommt. Insgesamt können Folgeerkrankungen das Sozialverhalten der Betroffenen zusätzlich stören und die Lebensqualität weiter mindern. Damit ist die Behandlung von Begleiterkrankungen ebenso wichtig wie die Behandlung von ADHS selbst.