Kinderkrankheit Mumps – kein Kinderspiel!
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Schon Hippokrates wusste über die Mumpserkrankung, im Volksmund als Ziegenpeter bekannt, zu berichten: »Schwellung vor den Ohren bei jungen Leuten.«
Als eigenes Krankheitsbild wurde Mumps erst im 19. Jahrhundert abgegrenzt. John Franklin Enders ermöglichte es, durch die Isolierung und Anzucht des verursachenden Virus 1951 einen Totimpfstoff und später, 1968, auch einen abgeschwächten Lebendimpfstoff zu entwickeln. Er legte damit den Grundstein für die heutzutage verfügbare, sehr zuverlässige Schutzimpfung.
Erreger und Vorkommen
Mumps ist eine Viruserkrankung, welche vorrangig die Speicheldrüse, aber auch andere Organe befällt. Es ist eine klassische Kinderkrankheit, die eine lebenslange Immunität hinterlässt, kann aber auch bei anfälligen Erwachsenen auftreten. Mumps nimmt praktisch keinen tödlichen Verlauf mehr, kann aber zu einigen Komplikationen führen.
Die Erkrankung kommt weltweit endemisch vor und befällt vor allem Kinder. Kinder zwischen dem 2. und 15. Lebensjahr sind besonders gefährdet. Umso fortgeschrittener das Alter der betroffenen Personen, mit desto mehr Komplikationen und einem schwereren Krankheitsverlauf muss man rechnen. Jungen haben ein geringfügig höheres Risiko zu erkranken als Mädchen. Dank der Einführung der allgemein empfohlenen Schutzimpfung sind die Krankheitsfälle zwar drastisch zurückgegangen, Mumps gehört jedoch nach wie vor zu den am häufigsten verbreiteten Kinderkrankheiten.
Vorbeugung und Schutz
Als Vorbeugung eignet sich besonders die Impfung, die aus abgeschwächten Mumpsviren besteht. Diese Impfung ist in Deutschland als Kombinationsimpfung empfohlen und ab dem elften Lebensmonat zugelassen. Eine kurz darauf folgende Wiederholungsimpfung schließt sogenannte Impflücken. Ist man erst einmal mit dem Mumpsvirus in Kontakt gekommen, kann durch eine rasche Impfung der Ausbruch der Erkrankung jedoch meist nicht mehr sicher verhindert werden.
Sind sie nicht geimpft und waren noch nie an Mumps erkrankt, müssen infizierte Personen während der ersten neun Tage nach Krankheitsausbruch, sicherheitshalber etwas länger, unbedingt gemieden werden. In einem gemeinsamen Haushalt ist eine Ansteckung jedoch fast nicht zu vermeiden. Schwangere, Personen die allergische Reaktionen auf Impfstoffbestandteile zeigen und angeborene oder erworbene T-Zell Defekte besitzen, dürfen nicht geimpft werden. Immundefekte, Asplenie oder asymptomatische HIV-Infektion stellen jedoch kein Hindernis für die Schutzimpfung dar.
Wie bei jeder Impfung kann es zu Impfreaktionen kommen. Diese sind bei dieser Schutzimpfung: Rötung, Schmerzen und Schwellung an der Injektionsstelle oder, da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, auch ein Ausbruch einer abgemilderten Form der Mumpserkrankung selbst. Die Ansteckungsgefahr endet frühestens neun Tage nach dem Ausbruch der Erkrankung. Nach einer überstandenen Erkrankung sind Sie in der Regel ohnehin ein Leben lang immun.
Übertragung, Inkubationszeit und Symptome
Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion und direkten Kontakt zu erkrankten Personen. Die Erkrankungsrate für im Haushalt befindliche Personen, die nicht immun sind, beträgt über 80%. Die Inkubationszeit beträgt 12 bis 25 Tage. In den ersten 5 bis 9 Tagen sind erkrankte Personen ansteckend. Dass sich jemand in seinem Leben ein zweites Mal mit Mumps infiziert ist zwar möglich, aber sehr selten.
Die klassischen Symptome von Mumps sind:
- Fieber
- ein- oder häufiger doppelseitige entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüse mit Schmerzen beim Kauen
- weitere Speicheldrüsen, zum Beispiel die Bauchspeicheldrüse, können betroffen sein
- abstehende Ohrläppchen
- respiratorische Symptome können auftreten
Bekannte Komplikationen beim Krankheitsverlauf
Meist verläuft eine Erkrankung ohne gröbere Komplikationen. Dennoch können ernstzunehmende Komplikationen in seltenen Fällen auftreten.
- Zum Beispiel die aseptische (nicht eitrige) Meningitis, die Gehirnhautentzündung. Etwa 3 bis 15 Prozent der Erkrankten sind betroffen. Warnzeichen für eine derartige Komplikation sind Kopf- und Nackenschmerzen, schmerzhafte Nackensteifheit und Lichtscheu.
- Eine deutlich seltenere aber schwerwiegendere Komplikation die sich aus der Meningitis ergeben kann, ist die Enzephalitis, die Hirnentzündung. Symptome hierbei sind Erbrechen, Benommenheit, Schwindel und teilweise Lähmungen. Diese Lähmungen können in seltenen Fällen halbseitig dauerhaft bestehen bleiben. Eine ärztliche Abklärung ist deshalb schnellstens nötig.
- Bei ungefähr 30% der erkrankten Jungen und Männern kann es zu einer Entzündung der Hoden, einer sogenannten Mumpsorchitis kommen. Kennzeichnend dafür sind bereits nach sieben Tagen, nach Beginn der Erkrankung, ein erneuter Anstieg des Fiebers, Schwellung und Schmerzen, meist nur einen Hoden betreffend. Bei weiteren Komplikationen kann es zu Fruchtbarkeitsstörungen beziehungsweise dauerhafter Unfruchtbarkeit kommen.
- Ertaubung. In schweren aber sehr seltenen Fällen, etwa 1 in 10.000, tritt eine Innenohrschwerhöhrigkeit auf, dies führt unter Umständen zu einer ein- oder auch beidseitigen Ertaubung. Mumps ist die häufigste Ursache einer Ertaubung bei Kindern, da oftmals die Symptomatik nicht bemerkt und somit die Erkrankung von den Eltern nicht erkannt wird.
Zu Todesfällen kommt es heutzutage praktisch nicht mehr, vereinzelt kann es zu bleibenden Erkrankungen des zentralen Nervensystems kommen. Schwangere Frauen die während des ersten Drittels der Schwangerschaft an Mumps erkranken, müssen ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt befürchten.
Untersuchungsmethoden und Diagnose
Meist reicht eine klinische Diagnose durch den Arzt, sofern die Symptomatik typisch ausgeprägt ist. Auch können im Zweifel die Antikörper im Serum bestimmt werden. In speziellen Fällen muss das Virus angezüchtet werden um es aus einem Abstrich, Speichel, Urin, Liquor oder Biopsiematerial nachzuweisen. Die Immunität kann ganz einfach durch Bestimmung der spezifischen Antikörper nachgewiesen werden.
In jedem Fall ist eine frühe Abklärung mit Ihrem Arzt unumgänglich, um nicht wichtige Warnzeichen zu übersehen und einen möglichst komplikationsfreien Krankheitsverlauf zu ermöglichen.
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